Gestern Abend, ganz unverhofft, hat sich Sebastian mal wieder bei mir gemeldet. Ich dachte erst ich guck nicht richtig. Er hat mir damit die Möglichkeit eingeräumt, zu erfahren warum er den Kontakt mit mir nicht mehr halten kann. Jetzt, elf Stunden nach unserem Treffen verstehe ich es zwar immer noch nicht ganz, aber ich habe zumindest eine ungefähre Ahnung von dem, was in Sebastian vorgeht. Im Grunde ist es so, dass er nicht mit meiner Art zu Leben umgehen kann. Vielleicht ist es auch nicht ganz das. In Sebastians Augen wirke ich wie ein Mensch, dem alles egal ist, der keine Freude oder Ärger zeigen kann. Ich bin nicht aus der Ruhe zu bringen und ticke sozusagen auch nicht aus.
Dies haben schon ein paar Menschen festgestellt, er ist aber der erste, der sich daran stört und der vor allem nicht damit umgehen kann. Er kann auch meine Sicht auf die Einstellung zur Arbeit verstehen, dass ich mich nicht ständig wandeln oder verändern will und nach den Sternen zu greifen versuche. Ich quäle mich in seinen Augen, bin unglücklich, auch wenn ich jeden Tag ein Lächeln auf dem Gesicht habe. Dazu kommt, dass ich gewisse Dinge nicht erwachsen genug angehe. Nichts gegen das Thema Spiel, aber im Grunde bin ich in vielen Belangen wohl zu Unreif in seinen Augen und habe mich aufgegeben.
Wir haben gestern anderthalb Stunden gesprochen und sind dabei durch die Straßen Schönebergs gelaufen. Es tat mir gut, ihn mal wieder zu sehen, auch wenn er nicht verstehen konnte, wieso ich mich so einfach mit ihm getroffen habe, nachdem er mir vor acht Wochen so vor den Kopf gestoßen hat. Die Antwort ist ganz einfach, ich mag ihn einfach immer noch sehr und ein paar Spuren Liebe sind auch dabei. Ich hatte den Gedanken natürlich auch, zu sagen, dass ich das nicht will, aber das hätte mir am Ende nur weh getan. Ich wollte ihn wiedersehen und so konnte ich gar nicht nein sagen.
Ändern wird das Gespräch an der Situation zwischen mir und Sebastian nichts, es gibt mir jedoch die innere Ruhe, die ich schon seit zwei Monaten suche. Ich kann mich nicht so verändern, um Sebastian zu gefallen, es wäre nicht richtig und auf der anderen Seite kann Sebastian mich so wie ich bin nicht so in sein Leben lassen. Also müssen unsere Wege getrennt durchs Leben führen. Besser bin ich eine Weile traurig, als Sebastian in unserer Freundschaft unglückich.