Der Streik geht weiter

Gestern Abend las ich bei Jasper im Tagesspiegel, was so ein Busfahrer verdient. Die alteingesessenen BVG-Mitarbeiter verdienen über 2700 € Brutto, die neuen Mitarbeiter haben immerhin noch knapp 2000 € Brutto. Ich frage mich ernsthaft, warum es noch mehr sein muss. Es ist natürlich nur all zu menschlich, dass immer etwas mehr drin sein kann, aber zufrieden sein mit dem was man hat, kann man doch bei solchen Summen schon.

Ich lief heute zum Rathaus Schöneberg, um dort die Meldestelle zwecks polizeilichem Führungszeugnis aufzusuchen. Auf dem Weg dorthin kam ich am BVG-Gebäuder in der Potsdamer Straße vorbei. Dort standen viele BVG-Mitarbeiter und Leute von Verdi und unterhielten sich angeregt über verschiedenste Themen. In den Fenstern und Türen des Gebäudes prangen die Plakate „Dieser Betrieb wird bestreikt!“ von Verdi. Ich fragte mich, ob die wirklich jeden Tag ihre Arbeitszeit dort abstehen, doch nur wenige hundert Meter weiter bekam ich dann auch schon die Antwort. Ein Cafe wurde kurzerhand in ein Streik-Cafe verwandelt. Die gleichen Verdi-Poster, nur mit dem Text „Streikcafe“ prangten hier in den Fensterscheiben. Schon verrückt, wenn man sich überlegt, dass in diesem Cafe die Busfahrer sitzen und den Tag genießen.

Was mir gestern Abend auch durch den Kopf ging und ein Gesprächsthema von Jasper und mir war, ist die Tatsache, dass viele Zeitungshändler und Imbissbetreiber unter der Schließung der U-Bahnhöfe leiden. Die Kundschaft bleibt einfach mal aus, da sie nicht zu den kleinen Verkaufsbuden gelangt. Die BVG hat sich wohl laut Jasper mittlerweile dazu erweichen lassen, keine Miete für die Zeit des Streiks zu fordern, aber im Grunde müsste sie auch für den Verdienstausfall aufkommen. Dieser Tage werden sicher einige der Betreiber am Ende ihrer Existenz stehen und sich fragen, was sie dagegen tun können.

Mittlerweile sind es 10 Tage, die der Streik nun schon andauert und ein Ende ist nicht in Sicht. Die Stadt Berlin spart ordentlich Kohle, eine halbe Million Euro am Tag fliesst vom Senat in die Kasse der BVG. Daher sollte zumindest der Gedanke in jedem aufkeimen, dass die Stadt an sich gar nicht daran interessiert ist, den Streik so schnell zu beenden. Die Berliner nehmens gelassen, weichen auf die Ersatzbusse und die S-Bahnen aus. Jedoch wird der Tag kommen, an dem die BVG ihren alltäglichen Betrieb wieder aufnimmt und da will ich nicht in der Haut eines Busfahrers stecken, denn der Frust wird ausgesprochen groß und die Lage sicher eine ganze Weile angespannt sein.

2 Antworten auf „Der Streik geht weiter“

  1. Ich persönlich habe Dir ja schon lange gesagt: Sympathisieren kann ich nicht mit Menschen, die bis 2020 eine Arbeitsplatzgarantie haben, dafür schon unterschrieben und halt auf Lohnzahlungen verzichten. Das Argument, dass ja auch alles teurer würde, zählt für mich nicht. Teurer wird alles nicht erst seit gestern, sondern schon vor Jahren, als der jetzige Tarifvertrag unterzeichnet wurde.

    Busfahrer reden häufiger von Anerkennung ihrer Arbeit. Ein „ei-ei“ von ihrem Chef erfüllt vielleicht die gleiche Anerkennung wie eine Lohnerhöhung?!

    Ich kann nicht verstehen, dass die Berliner das alles so gelassen nehmen. Die olle Putze, die mit 700€ netto nach Hause geht, hat bestimmt kein Verständnis dafür, dass der gut bezahlte Busfahrer mit Arbeitsplatzgarantie streikt und sie gucken muss wie sie zur Arbeit kommt.

    Ich finde diesen Streik absolut widerwärtig. Ich kann nur hoffen, dass der Berliner Senat angesichts der enormen Sparpotentiale von einer halben Million Euro täglich nicht einknickt und ver.di durch noch längeren Streik (am besten über Ostern hinaus) den Groll der Berliner auf sich zieht. Das wäre dann die denkbar schlechteste Verhandlungsposition gegenüber der BVG. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Busfahrer mit zwei Kindern und evtl. einem Haus länger als drei Wochen streikt. Denn 60% bis 70% Streikgeld sind schon ein harter Einschnitt und wird nicht jeder Busfahrer lange mitmachen.

    Denn Du hast den wichtigsten Punkt schon angesprochen: Der Streik tut nicht der Stadt oder der BVG weh, die jeden Tag Betriebskosten in Millionenhöhe spart und die Fahrpreise der Montastickets schon hat, sondern der 700€-Putze. Und die wird irgendwann die Schnauze voll haben. Möge dieser Tag schnell kommen und ver.di und die Busfahrer ordentlich den Arsch versohlt bekommen!

    Heureka!

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